Dieses epische Bikepacking Abenteuer führte uns durch einige der beeindruckendsten Landschaften Europas, von Barcelona bis nach Rom.
Auf 20 Etappen fuhren wir von den Küsten Kataloniens über die sonnenverwöhnten Ebenen Südfrankreichs und die malerischen Hügel der Provence bis hin zur wilden Schönheit der Alpes-de-Haute-Provence und der eleganten Küste der Côte d’Azur. Nach der Überquerung der ligurischen Riviera meisterten wir die sanften Hügel der Toskana und beendeten unsere Reise in der Ewigen Stadt, Rom.
Insgesamt legten wir auf unserer Route etwa 1.700 Kilometer und 17.000 Höhenmeter zurück – ein wahres Abenteuer auf zwei Rädern!
Unsere Cross Country Hardtail Mountainbikes waren die perfekte Wahl für diese Tour. Die Entscheidung gegen Gravelbikes war goldrichtig, denn die breiten Reifen unserer MTBs boten nicht nur Stabilität auf ruppigen Trails, sondern machten es uns auch möglich, groben Schotter und anspruchsvolle Abfahrten souverän zu meistern. Während Gravelbikes auf den flowigen Abschnitten vielleicht schneller gewesen wären, hätten sie uns auf den technischen, steinigen Strecken in der Provence und den Alpes-de-Haute-Provence an ihre Grenzen gebracht. Mit den MTBs hatten wir die perfekte Kombination aus Stabilität für schwieriges Terrain und Speed auf Asphalt und leichtem Schotter.
Unser Gepäck war minimalistisch, aber ausreichend. Jeder von uns hatte eine Restrap Saddle Bag mit einem Fassungsvermögen von 18 Litern und eine kleine Restrap Frame Bag mit 2,5 Litern Volumen. Darin hatten wir nur das Nötigste: ein zusätzliches Trikot und eine Hose zum Wechseln, Unterwäsche, eine Montur für den Abend inklusive leichter Schuhe, ein Handtuch, Badehose und Kulturbeutel sowie das unverzichtbare Werkzeug und ein Ladegerät. Alles, was man braucht, um die Freiheit einer langen Radreise zu genießen, ohne von überflüssigem Ballast gebremst zu werden.
Unsere Route war nicht nur ein sportliches Abenteuer, sondern auch eine kulturelle und landschaftliche Entdeckungsreise. Jeder Abschnitt bot uns neue Eindrücke: von den lebhaften Stränden Kataloniens über die mittelalterlichen Städtchen Südfrankreichs bis hin zu den beeindruckenden Panoramen der Toskana und den historischen Stätten Italiens. Diese Reise hat uns nicht nur physisch gefordert, sondern auch reich mit unvergesslichen Erlebnissen belohnt.
Katalonien (Spanien)
Etappe 1: Barcelona nach Macanet de la Selva
115 km | 500 hm
Die Route führte uns von Barcelona nach Macanet de la Selva, teils entlang von Strandpromenaden und einfachen Strandwegen. Die Beschilderung war streckenweise unzureichend, was uns zwang, immer wieder die Navigation zu überprüfen. Der landschaftlich reizvoller Abschnitt entlang des Flusses Tordera führte uns dann am Ende des Tages ins Landesinnere.
Rückblickend war dieser Tag nicht das Highlight der Tour. Zwar war der Abschnitt an der Tordera angenehm zu fahren, aber insgesamt hinterließ die Etappe keinen bleibenden Eindruck.
Etappe 2: Macanet de Selva nach L’Escala
105 km | 550 hm
Die Strecke bot viele gut ausgebaute Schotterwege und führte teilweise entlang alter Bahnstrecken. Highlight war der Küstenabschnitt zwischen Platja d’Aro und Sant Antoni de Calonge mit seinen wunderschönen Buchten und Badeplätzen.
Occitanie (Frankreich)
Etappe 3: L’Escala nach Canet-en-Roussillon
104 km | 500 hm
Diese Etappe führte uns zunächst durch weitläufige Felder, die als wichtiger Rastplatz für Störche auf ihrem Zug von Europa nach Afrika dienen. Die fruchtbaren, offenen Flächen in dieser Region bieten den Vögeln reichlich Nahrung und sind ein idealer Ort, um vor ihrer Weiterreise Kraft zu tanken.
Auf dem Anstieg nach Le Perthus wechselte das Terrain, dieser Abschnitt war anspruchsvoll, doch der Ausblick auf das beeindruckende Fort de Bellegarde entschädigte für die Mühen.
Nach einer Rast in Rionoguès genossen wir die schöne Abfahrt von Le Perthus nach Argelès-sur-Mer, die auf einem hervorragend ausgebauten Radweg verlief.
Etappe 4: Canet-en-Roussillon nach Narbonne
71 km | 100 hm
Ein beständiger Wind machte die Etappe von Canet-en-Roussillon nach Narbonne besonders anstrengend. Der schönste Abschnitt verlief zwischen Port de Leucate und Leucate durch dichte Wälder, gefolgt von einer malerischen Strecke entlang des Canal de la Robine bis nach Narbonne.
Der Canal de la Robine, ein 32 km langer Seitenkanal des berühmten Canal du Midi, beeindruckte uns besonders. Die jahrhundertealten Platanen, die seine Ufer säumen, bildeten einen grünen Tunnel, in dem wir Schutz vor dem Wind fanden. Die Strecke bot uns nicht nur ruhige Passagen, sondern auch beeindruckende historische Brücken wie die Pont des Marchands, die über den Kanal führt und uns in die historische Stadt Narbonne leitete. Besonders malerisch war der Abschnitt entlang der Insel Saint-Lucie, wo uns die stillen Wasser und das ornithologische Reservat in eine andere Welt entführten. Weitere spannende Informationen zum Canal de la Robine und dessen Geschichte finden sich auf der Webseite OccitanieTravel.
Trotz des fordernden Windes war diese Etappe landschaftlich reizvoll, und die Abschnitte am Kanal sowie durch die Wälder waren eine willkommene Abwechslung.
Etappe 5: Narbonne nach Palavas-les-Flots
85 km | 250 hm
Die fünfte Etappe führte uns von Narbonne über Béziers nach Le Grau du Roi. Besonders interessant waren die historischen Schleusen am Canal de la Robine und die Fahrt über die alte Eisenbahnbrücke, die den Fluss L’Aude überspannt. Besonders schön zu fahren war auch der gut ausgebaute, geschotterte Radweg entlang des Canal du Midi, der uns durch eine malerische Landschaft mit weiten Feldern und schattigen Baumalleen führte.
In Béziers selbst waren mehrere Sehenswürdigkeiten überwältigend: Die berühmte Schleusentreppe von Fonseranes, eine monumentale Anlage mit sechs Kammern, die einen Höhenunterschied von 13,60 Metern überwindet, sowie die eindrucksvolle Kanalbrücke von Béziers, die den Canal du Midi über den Fluss Orb führt. Beide Bauwerke sind technische Meisterwerke und wichtige historische Denkmäler.
Leider zwang uns der starke Wind, in Béziers den Zug nach Frontignan zu nehmen, bevor wir unserer Fahrt von dort aus fortsetzten bis La Palavas-les-Flots. Trotz des Windes machten die landschaftlichen und kulturellen Highlights, besonders in Béziers, diesen Tag unvergesslich.
Provence-Alpes-Côte d’Azur (Frankreich)
Etappe 6: Palavas-les-Flots nach Arles
77 km | 100 hm
Die Etappe führte uns zunächst durch die weitläufige Camargue, eine einzigartige Schwemmlandebene, bekannt für ihre Salzlagunen, wilden Flamingos und das berühmte Camargue-Pferd.
Ein Höhepunkt war die befestigte Stadt Aigues-Mortes. Einst ein mittelalterlicher Hafen, von dem König Ludwig IX. zu den Kreuzzügen aufbrach, beeindruckten uns die imposanten Stadtmauern und der Blick auf die umliegenden Salzmarschen.
Unser Ziel war die Stadt Arles, die uns mit ihrem reichen kulturellen Erbe empfing. Besonders das römische Amphitheater, eines der Wahrzeichen der Stadt, sowie weitere historische Stätten wie das antike Theater und der Kreuzgang Saint-Trophime machten Arles zu einem unvergesslichen Abschluss dieser Etappe.
Etappe 7: Arles nach Apt
86 km | 600 hm
Etappe 7 führte uns durch den Regionalen Naturpark Alpilles, eine beeindruckende Kalksteinkette im Südwesten der Provence nach Apt im Luberon.
Die sanften Anstiege und wenig befahrenen, perfekt asphaltierten Wege machten diese Etappe zu einem Genuss für Radfahrer. Die Route führte durch malerische Dörfer wie Eygalières, deren charmante Gassen und einladende Cafés uns zu Pausen bei Café und Brioche verführten.
Die entspannte Atmosphäre der Dörfer machten diese Etappe für uns zu einem unvergesslichen Erlebnis.
Etappe 8: Apt nach Manosque
83 km | 950 hm
In dieser Etappe setzten wir die Durchquerung des regionalen Naturparks Luberon bis nach Manosque fort. Die Strecke führte uns entlang einer ehemaligen Bahnlinie, was für perfekt ausgebaute Radwege und eine entspannte Auffahrt in Richtung Reillane sorgte, bevor es weiter nach Forcalquier ging, einer historischen Stadt in den Alpes-de-Haute-Provence, die auf fast 550 Metern Höhe thront.
Forcalquier, bekannt als „Stadt der vier Königinnen“ aufgrund der vier Töchter des Grafen, die alle Königinnen wurden, empfing uns mit einem eindrucksvollen Mix aus Geschichte und Kultur. Die Zitadelle, die den höchsten Punkt der Stadt markiert, bot uns einen atemberaubenden Blick über die Dächer und die umliegenden Hügel. Die Mischung aus mittelalterlichen Gassen, charmanten Cafés und historischen Monumenten machte den kurzen Zwischenstopp zu einem unvergesslichen Moment.
Nach dieser Pause setzten wir unsere Fahrt über Villeneuve fort und erreichten schließlich Manosque, unser Etappenziel.
Etappe 9: Manosque nach Moustiers-Saint-Marie
79 km | 1500 hm
Die heutige Etappe führte uns durch den regionalen Naturpark Verdon, wo ein ständiges Auf und Ab durch die grünen Hügel der Provence unsere Ausdauer forderte. Einige Anstiege wurden mit spektakulären Ausblicken auf die strahlend blauen Gewässer des Nationalparks belohnt.
Auf unserem Weg passierten wir auch die weitläufigen Lavendelfelder des Plateau de Valensole, die in den Sommermonaten in voller Blüte stehen und die Landschaft in ein violettes Meer verwandeln.
Das Highlight des Tages war die Ankunft in Moustiers-Sainte-Marie, einem der schönsten Dörfer der Haute-Provence, das die Auszeichnung „Un Des Plus Beaux Villages de France“ trägt. Das malerische Dorf liegt vor einer imposanten Felsenkulisse und wird von einer kleinen Schlucht durchzogen, über die eine charmante Brücke führt. Die engen Gassen, kleinen Wasserfälle und Häuser im typischen provenzalischen Stil verliehen dem Ort einen ganz besonderen Charme.
Zum Abschluss des Tages holten wir uns Brot und Meeresfrüchte, setzten uns auf eine Wiese mit Blick auf das Dorf und genossen unser Abendessen im Sonnenuntergang, der Moustiers-Sainte-Marie in ein warmes, goldenes Licht tauchte.
Etappe 10: Moustiers-Saint-Marie nach Castellane
49 km | 1250 hm
Dieser Streckenabschnitt begann mit einer 10 km langen Auffahrt auf das Plateau de la Barrière, bei der wir etwa 500 Höhenmeter überwanden. Oben angekommen, durchquerten wir das weitläufige Hochplateau, das von kargen Heidelandschaften und grünen Wäldern geprägt ist. Die Ausblicke auf die umliegenden Täler und die Stille der Natur begleiteten uns auf diesem abwechslungsreichen Abschnitt.
Nach der Querung des Flusses Le Beau folgte eine weitere steile Auffahrt, die uns noch einmal forderte. Die Landschaft blieb eindrucksvoll und bot uns immer wieder spektakuläre Panoramen.
Die Abfahrt nach Castellane führte uns schließlich in die kleine, auf etwa 700 Metern gelegene Stadt, die zentral an der Route de Napoléon liegt. Castellane, mit ihrer Geschichte, die bis in die Römerzeit zurückreicht, ist bekannt für den Tour Pentagonal und die Überreste der alten Stadtmauer, die noch heute Zeugnis ihrer befestigten Vergangenheit ablegen.
Etappe 11: Castellane nach Aiglun
49 km | 1000 hm
Wir starteten entlang des Lac de Chaudane, bevor es auf einer 10 km langen, asphaltierten Auffahrt mit rund 550 Höhenmetern hinauf zum Col de Saint Barnabé ging. Der Anstieg war moderat und angenehm, und die Straßen waren so ruhig, dass wir oft das Gefühl hatten, die imposante Berglandschaft ganz für uns allein zu haben. Auf dieser Etappe erreichten wir den Regionalen Naturpark Préalpes d’Azur, dessen unberührte Natur uns sehr beeindruckte.
Die Abfahrt vom Col nach Soleilhas war anspruchsvoll, vor allem auf dem teils sehr groben Schotter, der uns technisch forderte. Für eine ruhigere Abfahrt besteht jedoch auch die Möglichkeit, die Straße zu nutzen.
Ein Highlight des Tages war der heiße Kaffee für nur 1 € in einer kleinen Épicerie in Soleilhas, den wir nach einem kurzen Regenschauer in vollen Zügen genossen.
Die Anfahrt nach Aiglun führte uns über eine spektakuläre, hochragende Brücke, eingerahmt von zwei Tunneln. Die enge, oft nur einspurige Passstraße bot atemberaubende Ausblicke auf die tiefe Schlucht darunter.
Etappe 12: Aiglun nach Nizza
68 km | 700 hm
Die heutige Etappe führte uns aus den Bergen zurück in die Zivilisation. Der Weg verlief größtenteils über kaum befahrene Straßen, die mit angenehmen Steigungen und herrlichen Ausblicken auf die umliegende Landschaft begeisterten am Rande …
Der letzte Abschnitt entlang des Flusses Var bis zum Ortseingang von Nizza jedoch äußerst war unangenehm, da der Radweg unterbrochen war und wir auf eine stark befahrene Straße ausweichen mussten. Dies fiel uns sicherlich besonders auf, da wir in den letzten Tagen so viel Ruhe in der Natur genießen durften.
Ein wahres Highlight war die lange Abfahrt nach Roquestéron, die uns durch eine imposante Landschaft führte. Die Rückkehr in die geschäftige Stadt Nizza markierte das Ende dieses landschaftlich beeindruckenden Abschnitts.
Ligurien (Italien)
Etappe 13: Nizza nach Imperia
85 km | 900 hm
Von Nizza aus ging es hinauf zum Col d’Eze (507 hm), ein Pass, der auch schon bei der Tour de France gefahren wurde. Von dort boten sich uns spektakuläre Blicke auf Monaco, bevor es in rasanter Fahrt hinunter nach Cap Martin ging. Weiter ging es entlang der malerischen Riviera dei Fiori bis nach Imperia, größtenteils auf wunderbar ausgebauten Radwegen entlang der ehemaligen Bahnstrecke.
Besonders die Blicke auf Nizza und Monaco sowie die Fahrradautobahn von Ospedaletti bis nach Imperia, durch die alten Eisenbahntunnels und entlang der Küste, werden uns in Erinnerung bleiben.
Etappe 14: Sestri Levante nach Riomaggiore
68 km | 1700 hm
Die Strecke von Sestri Levante führte uns durch die atemberaubende ligurische Küstenlandschaft, die mit steilen Anstiegen und Abfahrten gespickt war. Der Weg bot uns beeindruckende Ausblicke auf das Meer und führte uns schließlich in das charmante Riomaggiore, das östlichste der fünf malerischen Dörfer der Cinque Terre.
Die Cinque Terre – wörtlich „Fünf Gebiete“ – ist ein etwa zwölf Kilometer langer, klimabegünstigter Küstenstreifen an der italienischen Riviera. Diese Region, die aus fünf kleinen Dörfern besteht, ist als Nationalpark geschützt, in dem nichts gebaut oder verändert werden darf. Die gesamte Cinque Terre zählt etwa 3.500 Einwohner, und die einzigartige Landschaft und die charmanten Dörfer wurden 1997 zusammen mit Porto Venere und den Inseln Palmaria, Tino und Tinetto zum UNESCO-Weltkulturerbe erklärt.
Riomaggiore, mit seinen bunten Häusern, die sich an die steilen Klippen schmiegen, war das Highlight des Tages und ein perfektes Ziel nach einer anspruchsvollen Fahrt. Besonders schön war der Spaziergang durch die Weinanbaugebiete rund um das Dorf. Die terrassierten Weinreben, die sich über die Hänge erstrecken, tragen viel zur malerischen Atmosphäre bei und boten uns in der Abenddämmerung einen würdigen Abschluss des Tages.
Eine empfehlenswerte Unterkunft unweit von Riomaggiore ist das Il Borgo di Campi, das gute und günstige Apartments und spektakuläre Aussichten auf die Küste bietet.
Toskana (Italien)
Etappe 15: Riomaggiore nach Pietrasanta
84 km | 1300 hm
Diese Etappe führte uns weiter in die Toskana, eine Region in Mittelitalien, die für ihre reiche Geschichte und bedeutende Kulturlandschaft bekannt ist. Die Toskana, einst Kernland der Etrusker und später der Renaissance, ist berühmt für ihre kunstgeschichtlichen Städte und malerischen Landschaften. Mit ihren sanften Hügeln, Zypressenalleen und Weinbergen bietet die Toskana eine Kulisse, die jeden Radfahrer begeistert.
Unser Ziel war Pietrasanta, eine mittelalterliche Stadt, die besonders für Kunst- und Geschichtsliebhaber ein lohnendes Ziel ist. Pietrasanta ist berühmt für ihre Marmorskulpturen und ihr künstlerisches Erbe. Die Stadt zieht seit Jahrhunderten Künstler an, darunter Größen wie Michelangelo und Botero, deren Werke heute in den Galerien und auf den Plätzen der Stadt zu bewundern sind.
Etappe 16: Pietrasanta nach San Miniato
81 km | 650 hm
Der Weg nach San Miniato führte uns durch die malerische toskanische Landschaft, vorbei an leuchtenden Olivenhainen und Weinbergen, die im warmen Licht der Sonne erstrahlten. Ein besonderes Highlight auf dieser Etappe war der Zwischenstopp in Lucca, einer Stadt mit beeindruckender Geschichte. Im 13. und 14. Jahrhundert zählte Lucca zu den einflussreichsten europäischen Städten, insbesondere durch ihre florierende Textilindustrie. Die vollständig erhaltene Stadtmauer, die Mura di Lucca, umschließt die Altstadt und zählt zu den bemerkenswertesten Befestigungsanlagen Italiens. Besonders beeindruckend ist, dass man auf der von Bäumen gesäumten Promenade auf der Stadtmauer komplett um die Stadt herumfahren kann – eine einzigartige Erfahrung.
Wir nahmen uns einige Stunden Zeit, um die historischen Plätze, die romanischen Kirchen und die mittelalterlichen Türme zu erkunden und das besondere Flair dieser Stadt auf uns wirken zu lassen.
Etappe 17: San Miniato nach Siena
97 km | 1500 hm
Diese Etappe führte uns durch die traumhafte toskanische Landschaft, die jedoch durch die vielen Anstiege auch sehr kräftezehrend war.
Unser erstes großes Zwischendziel war San Gimignano, das uns unerwartet spektakulär empfing. Wir hatten diesen Ort nicht als besonderes Highlight auf dem Schirm, doch als wir die imposante Silhouette der berühmten Türme bereits aus der Ferne sahen, waren wir begeistert. San Gimignano ist berühmt für seine 13 verbliebenen Geschlechtertürme, die ursprünglich von Adelsfamilien als Statussymbole errichtet wurden. Im Mittelalter zählte die Stadt sogar 72 solcher Türme. Die Bauten stammen größtenteils aus dem 11. und 12. Jahrhundert und vermitteln den Eindruck, in vergangene Zeiten einzutauchen.
Während einer kurzen Auszeit auf der Piazza del Duomo, umgeben von Türmen und der Stiftskirche, genossen wir die besondere Atmosphäre der Stadt. Ein perfekter Ort für eine Pause, um den Trubel der Touristen zu beobachten und dabei die Geschichte und den Charme dieses Ortes auf uns wirken zu lassen. San Gimignano gehört seit 1990 zum UNESCO-Welterbe.
Danach führte die Strecke weiter über die gleichmäßig steigende, ehemalige Bahnstrecke bis nach Colle di Val d’Elsa. Der letzte Abschnitt dieser hügeligen Etappe brachte uns an der alten Festungsanlage Monteriggioni vorbei nach Siena.
Siena empfing uns mit einem einzigartigen mittelalterlichen Flair. Die Stadt zählt zu einer der schönsten der Toskana und Italiens und beeindruckt durch ihren gut erhaltenen gotischen Charakter. Besonders genossen haben wir den Sonnenuntergang auf dem Fortezza Medicea mit Blick auf die Shiluette der Stadt und die abendliche Atmosphäre auf der Piazza del Campo.
Etappe 18: Siena nach Radicofani
90 km | 1600 hm
Diese Etappe führte uns durch das malerische Val d’Orcia, eine der schönsten Gegenden Italiens. Die Landschaft des Val d’Orcia ist geprägt von flachen Ebenen, aus denen sich fast kegelförmige Hügel erheben – ein Anblick, der viele Künstler, besonders in der Renaissance, inspirierte. Die Künstler der Schule von Siena fanden hier zahlreiche Motive für ihre Landschaftsbilder, in denen sie die Harmonie zwischen Mensch und Natur sowie die Schönheit der landwirtschaftlich genutzten Gegenden einfingen.
Die Strecke war anspruchsvoll, mit zahlreichen Anstiegen und Abfahrten auf Schotterwegen, die uns einiges an Kraft abverlangten. Viele Abschnitte folgten der berühmten L’Eroica-Strecke, bekannt durch das jährliche Rennen für klassische Fahrräder. Die Etappe bot uns unzählige Ausblicke auf weite Zypressenalleen und die sanften Hügel des Val d’Orcia, die wie aus einem Gemälde wirkten.
Unser Ziel, Radicofani, wird von einem markanten Turm einer Festungsanlage überragt, der schon von weitem sichtbar ist. Die letzte Auffahrt, die uns aber nochmal 600 Höhenmeter abverlangte, zog sich am Ende dieser kräftezehrenden Etappe scheinbar endlos. Umso mehr fühlte sich die Ankunft in diesem beschaulichen mittelalterlichen Ort wie eine Erleichterung an.
Den Tag ließen wir mit einer wohlverdienten Portion hausgemachter Pasta im Restaurant Il Mondo del Rossi ausklingen – einfach und köstlich, genau das, was wir nach dieser fordernden Fahrt brauchten.
Latium (Italien)
Etappe 19: Radicofani nach Viterbo
84 km | 950 hm
Wir starteten den Tag mit einer entspannten Abfahrt aus Radicofani und genossen den sanften Übergang von der Toskana ins Latium. Die Anstiege waren heute moderater und weniger fordernd als an den Tagen zuvor, was uns eine angenehmere Fahrt ermöglichte. Ein Höhepunkt der Etappe war unser Zwischenstopp in Bolsena am malerischen Lago di Bolsena, dem größten vulkanischen See Europas. Der See entstand durch den Einbruch eines Vulkankraters und ist heute ein beliebtes Ziel für Erholungssuchende. Die klare, ruhige Wasseroberfläche und die umliegenden Hügel boten uns eine willkommene Pause mit einem wunderbaren Blick auf den See.
Bolsena selbst ist eine charmante kleine Stadt mit einer langen Geschichte, die bis in die Antike zurückreicht. Die Festung Rocca Monaldeschi thront über der Stadt und erinnert an ihre mittelalterliche Vergangenheit. Das Mittagessen in den Gassen der Altstadt war ein wahrer Genuss. Wir bevorzugen es, in Restaurants einzukehren, in denen wir unsere Mahlzeit selbst nach Belieben zusammenstellen können – etwa eine kleine Lasagne, ein Stück Pizza und frisches Gemüse. Diese Art der Auswahl macht die Mahlzeiten für uns zu einem besonderen Erlebnis, und Bolsena bot genau die richtige Atmosphäre dafür..
Der sanfte Übergang von den Hügeln der Toskana ins Latium, der Region, in der auch Rom liegt, bereitete uns auf die finale Etappe unserer Reise vor. Unser Tagesziel war Viterbo, eine Stadt mit reicher mittelalterlicher Architektur und Thermalquellen, die schon von den Etruskern genutzt wurden.
Etappe 20: Viterbo nach Rom
112 km | 1000 hm
Die letzte Etappe unserer Reise sollte uns nach Rom führen, aber der Dauerregen machte uns einen Strich durch die Rechnung. Statt der geplanten Radstrecke entschieden wir uns, den Zug von Viterbo nach Rom San Pietro zu nehmen. Nach über 1.700 gefahrenen Kilometern und mehr als 17.000 Höhenmetern endete unsere Reise in der Ewigen Stadt.
Trotz des verregneten Tages war die Ankunft in Rom ein überwältigendes Gefühl.
Fazit
Eine der schönsten Erfahrungen auf einer langen Radreise wie dieser ist die Fülle an Entdeckungen, die sich unterwegs offenbaren – Erlebnisse, die man nicht planen kann und die uns immer wieder aufs Neue überrascht haben. So hatten wir beispielsweise die bezaubernde Region des Naturparks Alpilles nicht auf unserem Radar, und doch fanden wir uns plötzlich inmitten einer atemberaubenden Hügellandschaft mit malerischen Dörfern wieder, die uns völlig in ihren Bann zog. Oder der Moment, als wir nach dem zähen Kampf gegen den Wind in der Camargue unerwartet vor den imposanten Mauern der befestigten Stadt Aigues-Mortes standen – eine willkommene und wunderschöne Abwechslung, die uns sofort begeisterte.
Auch die Toskana, die wir zwar kannten, aber in ihrer vollen Schönheit erst auf dem Rad richtig erlebten, überraschte uns immer wieder mit ihren historischen Städten, charmanten Dörfern und postkartenreifen Panoramen. Jede Kurve und jeder Anstieg schien eine neue, bezaubernde Entdeckung zu offenbaren, die unsere Erwartungen übertraf.
Es ist genau diese Unvorhersehbarkeit, die eine solche Radreise so besonders macht. Man lässt sich von der Route treiben, ohne zu wissen, welche Schätze das nächste Dorf oder die nächste Landschaft bereithält. Es sind diese spontanen Begegnungen mit der Natur, den Städten und den Menschen, die uns immer wieder aufs Neue faszinieren und dafür sorgen, dass die Erinnerungen an diese Reise uns noch lange begleiten werden.