Wir wollten unbedingt mit dem Bike etwas unternehmen. Anfang Mai musst du dazu aber weit in den Süden oder du bleibst unter einer bestimmten Höhe und betest für gutes Wetter. Wichtig war für uns ein einfach zu erreichender Startpunkt. Wir entschieden uns trotz des, in meinem Verständnis eines Alpencrosses zu einfachen Weg-/und Höhenprofils für die gut beschriebene Strecke München – Vendig.
Die Route wurde erst 2015 durch die Tourismusverbände in dieser Form publiziert. Auf der sehr gut gestalteten und informativen Webseite muenchen-venezia.info findet man alle benötigten Informationen. Das umfangreiches Roadbook, die gpx-Daten der Route sowie die Beschreibung der Sehenswürdigkeiten entang der Strecke sind besonders hervorzuheben.
Die Strecke verläuft über Innsbruck, Brennerpass, Eisacktal, Bozen, Pustertal, Cortina d’Ampezzo, Belluno und Treviso. Gefahren wird auf bestehenden Radwegen, wie etwa auf Teilen des Innradwegs. Die Wege sind asphaltiert oder geschottert. Die Gesamtstrecke beträgt ca. 560 km, der zu bewältigende Gesamtanstieg beläuft sich auf ca. 3000 hm.
Ich beschreibe im Folgenden unsere Eindrücke entlang der Strecke, nenne empfehlenswerte Unterkünfte und gebe Hinweise für Modifikationen der ausgeschriebenen Strecke für etwas mehr Mountainbike Feeling.
Den Tergernsee erreichten wir nach ca. 3h Fahrt von München aus. Der See begeistert durch sein klares Wasser und den Blick auf die ersten Bergformationen im Hintergrund. Vom traditionellen Gasthof Lieberhof hat man einen wunderbaren Panaromablick, allerdings sind dafür noch ein paar Höhenmeter zu bewältigen. In Kreuth haben wir unseren ersten Tag beendet.
Weiter geht es am Achensee vorbei ins Inntal. Da man jedoch nicht sieben Tage lang Sonnenschein erwarten kann ergeben sich dann auch mal die folgenden Eindrücke. Man lernt regenfeste Kleidung zu schätzen, wenn es auch furchtbar aussieht. Eine Regenhose, Regenjacke und Überzieher für die Schuhe sollten im Reisegepäck nicht fehlen. Mann kann dies alles günstig bei Decathlon bekommen.
Ab Jenbach wird der Innradweg genutzt, er führt durch Innsbruck hinauf ins Tiroler Wipptal. Über Patsch und die Ellbögen bis Steinach am Brenner fährt man auf der alten Römerstraße. In Matrei mündet diese auf die Brennerstraße. Der Abschnitt von Innsbruck bis Brennero hat uns am wenigsten gefallen, da man viel Strecke mit dem PKW-Verkehr teilen muss. Obwohl die Straßen nicht hochfrequentiert sind wird es insbesondere ab Matrei unangenehm.
Um Innsbruck noch etwas verkehrsärmer zu umfahren, sind wir bereits vor Hall in Richtung Rinn abgezweigt wo wir unsere zweite Nacht verbracht haben, in dem urigen, sehr gastfreundlichen Sennerhof. Lasst euch morgens einen Kakao mit frischer Milch zubereiten!
Ab Brennero wird zumindest ein eigener Fahrradweg zur Verfügung gestellt, der zunächst zwar auch sehr nahe der Verkehrstrasse verläuft, später dann aber in einer schönen Abfahrt bis nach Sterzing mündet. Ab Sterzing folgt die Strecke dem Eisacktal. In Mittewald können wir das Hotel zur Brücke empfehlen, wo wir unsere dritte Nacht verbracht haben.
Bei Franzensfeste wird nach Osten ins Pustertal und Hochpustertal abgezweigt. Solangsam kommt auch richtig das Südtiroler Flair auf, wir passieren an dieser Stelle das nahe Brixen, Eisdielen und Cafes laden einen jederorts ein.
Unseren 5. Tag starteten wir von Toblach in Richtung Süden in das Herz der Dolomiten. Über den Gemärkpass gelangt man nach Cortina d’Ampezzo. Der Anstieg ist zu jeder Zeit sehr human, ohne große Anstrengung erreicht man die Passhöhe von ca. 1600m. Die Bergformation der drei Zinnen bgeleiten einen lange Zeit mit ihrer monumentalen Pracht in diesem vielleicht schönsten Abschnitt der Tour.
Cortina d’Ampezzo war zu dieser Zeit (Anfang Mai) nahezu menschenleer, lediglich eine Straßenpizzeria (Fußgängerzone, nahe des Bahnhofs), hatte geöffnet – die Pizza dafür in strahlendem Sonnenschein war unvergessen gut.
Ab hier ist es nur noch ein Genuß durch die alpine Berglandschaft abzufahren. Die erarbeiteten Höhenmeter reduziert man über eine lange Strecke bis weit ins Cadoretal (Val di Cadore), so dass dieser Streckenabschnitt fast keine Anstrengung erfordert.
In Longarone haben wir das nette B&B Angelo gefunden, welches von einem älteren Ehepaar geführt wird. Hier bekommt man zum Zimmer so gar noch eine Küche zur Vefügung gestellt. Hätten wir es vorher gewusst, wäre dies ein Zeitpunkt für Pasta gewesen um den Kohlehydratspeicher aufzufüllen.
Nachhaltig in Erinnerung blieb uns die Geschichte der Staumauer von Vejont, welche mit dem Ort Longarone für immer verbunden sein wird. Es fehlt einem fast die Vorstellung, welche Gewalt die Natur an diesem Ort ausgeübt hat. Die Staumauer kann man von der Radstrecke aus sehen.
In dem Streckenabschnitt Richtung Conegliano passiert man den wunderschönen Lago di Santa Croce an dem wir ausgibig gerastet haben, so schön still war es hier. In Vittorio Veneto haben wir unser erstes Eis gegönnt und in Conegliano zwei Sprizz als Abschluss eines sehr entspannten Tages. In Vittorio Veneto fanden wir insbesondere die Einfahrt in die Stadt entlang alter historischer Gemäuer als besonderes Erlebnis. In Conegliano haben wir uns sehr wohl gefühlt im Best Western Canon d’oro direkt in der Fußgängerzone, welches erst zu abend seinen Preis auf 70€ für das Doppelzimmer gesenkt hatte und so eine gute Wahl für uns darstellte.
Aber auch der letzte Abschnitt ab Trevisio ist schön, man fährt lange Zeit an einem Kanal auf einer gut vorbereiten Radstrecke in Richtung Venedig. Bis zuletzt ist die Routenführung, entgegen unser Befürchtung, gelungen.
Tatsächlich sind wir dann auch nach sieben Tagen in Venedig angekommen. Wir haben in Mestre übernachtet, da die Preise in Venedig selbst exorbitant hoch sind. Nach einer Tour, bei der wir uns hauptsächlich in Ruhe mit uns selbst beschäftigen konnten, war der Eindruck von Venedig, insbesondere aber auch Mestre erschreckend. Venedig ist von Touristenmassen überfüllt und baulich an vielen Stellen heruntergekommen. Uns hat ein Tag genügt einen Eindruck von dieser Stadt zu bekommen.
Die Rückfahrt haben wir mit dem Zug bewältigt, welcher nonstop von Santa Lucia (Venedig) oder Mestre nach München fährt. Der Radtransport muss reserviert werden. Die Resrervierung tätigt man, entgegen anderslautender Berichte am Besten bereits in Deutschland. Die italienische Bahn kann für den Eurocity zwar Fahrscheine ausstellen, jedoch keinen Radtransport reservieren (wir haben uns in Treviso und Mestre erkundigt). In Mestre hat uns eine Reisagentur die Tickets ausgestellt, dafür jedoch auch Gebühr verlangt.
Diese Woche war in der Vielfalt der Eindrücke unglaublich schön. Wir haben uns zu keiner Zeit überlastet gefühlt, trotz des sehr geringen technischen Anspruchs hat uns beiden diese Tour sehr gefallen.