Rentiere auf dem Kungsleden
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Rentiere auf dem Kungsleden!

Ende August 2016 haben wir in 6 Tagen einen Teil des bekannten Kungsleden in Lappland begangen. Der Königsweg, so die Übersetzung, ist ein Fernwanderweg in Lappland, er hat eine Gesamtlänge über 440 km. Wir sind davon circa 105 km gelaufen, von Nikkaluokta nach Abisko.

Rentiere auf dem Kungsleden!
Unsere Wegstrecke auch bekannt als Route des Fjallraven Classics Sweden (Quelle: fitforfun.de)

Unsere Reise haben wir in Kiruna begonnen. Die Stadt entstand um 1900 aus einer Siedlung der Beschäftigten eines Erzbergwerks. Die Region ist äußerst reich an hochwertigem Eisenerz. Die Abbaustelle in der Region um Kiruna ist heute die Weltgrößte und steuert 1% zum Bruttosozialproduktes Schwedens bei. Nikkaluokta erreicht man von Kiruna aus mit dem Bus 92. Dieser fährt morgens um 9:55 Uhr und nachmittags um 14:50 Uhr (siehe ltnbd.se)

In Nikkaluokta befindet sich ein große Herberge, wo man Frühstück und einen warmen Kaffee bekommt aber auch Utensilien wie  Batterien, Tee und Kekse kaufen kann. Vor dem Haus hängt eine Waage so das wir ermitteln konnten wie schwer unsere Rücksäcke sind – Stefans 19kg und meiner 16kg. Das sollte also unsere Last in den vor uns liegenden 6 Tagen sein.

Herberge in Nikkaluokta
Herberge in Nikkaluokta
Auf dem Kungsleden in Nikkaluokta
Auf dem Kungsleden in Nikkaluokta

Die erste 5 Kilometer verlaufen auf einem breiten Weg. Wir treffen immer wieder andere Touristen und können uns noch nicht richtig einsam fühlen. Nach circa 1 Stunde erreichen wir Vistas-Tal, wo man die Wanderung um circa 10km abkürzen kann, indem man sich mit dem Boot längs des Sees Ladtjojavri fahren lässt. Während des Sommers gibt es zudem Helikopterflüge von Nikkaluokta in Richtung Kebnekaise Station (für wen dies ein Option darstellt findet die Abflugzeiten unter kallaxflyg.se). Wir entscheiden uns natürlich zu laufen, um die Natur und von hier ab auch die Einsamkeit zu genießen.

Auf dem Kungsleden in Richtung Kebnekaise
Auf dem Kungsleden in Richtung Kebnekaise
Auf dem Kungsleden in Richtung Kebnekaise
Auf dem Kungsleden in Richtung Kebnekaise

Circa 2 Kilometer vor der Kebnekaisestation sollte man sich nach einem Zeltplatz umschauen. Direkt bei der Hütte trifft man sehr viele Touristen und nachmittags gibt es kaum mehr Platz zum Aufstellen des Zelts.

Von der Station ist es möglich auf den höchste Berg Schwedens, die 2100 m hohe Kebnekaise Südspitze zu steigen. Dazu sollte man jedoch Steigeisen bei sich haben, so die Auskunft des Stationsvorstehers. Interessant ist, dass die von einem Eispanzer bedeckte Südspitze nur wenige Meter höher als die felsige Nordspitze ist. Aufgrund der globalen Erwärmung erwartet man, dass die Kebnekaise Nordspitze in wenigen Jahren zum höchsten Punkt Schwedens wird.

Kebnekaise Station
Kebnekaise Station
Unser Zeltplatz bei der Kebnekaise Station
Unser Zeltplatz bei der Kebnekaise Station

Früh morgens sind wir Richtung Singi gestartet. Wir waren beeindruckt von der weiten Fläche die sich vor uns auftat. Der Weg war nur mittelschwer. Schön fanden wir insbesondere die vielen Flüsse und Bäche die das Tal durchzogen. Auf diesem Wegabschnitt sind wir das erste mal Rentieren begegnet.

Auf dem Kungsleden in Richtung Singi
Auf dem Kungsleden in Richtung Singi
Auf dem Kungsleden in Richtung Singi
Auf dem Kungsleden in Richtung Singi
Rentiere auf unserem Weg
Rentiere auf unserem Weg
Phänomenale Stimmung unterwegs auf dem Kungsleden in Richtung Singi
Phänomenale Stimmung unterwegs auf dem Kungsleden in Richtung Singi

In Singi befinden sich mehrere kleine Hütten. Wir haben uns entschieden etwas weiter zu laufen, um unseren perfekten Zeltplatz zu finden. Nach circa 2km in Richtung Sälke fanden wir einen Platz zwischen dem Fluss und einen kleinen Bachlauf. Leider war abends die Sonne früh weg. Es war schnell sehr kalt, obwohl es noch August war. Wir haben uns daher in den warmen Schlafsack eingewickelt und den Sonnenuntergang aus einer kleine Lücke des Zelts beobachtet.

Der Abschnitt zwischen Singi und Sälke ist kurz und einfach zu laufen. Wir genossen die Sonne und liefen entspannt. Auf dem Weg befinden sich viele Bäche die man mittels Hängebrücken überquert. Der Weg führt zudem durch ein Rentiergehege. Wir machten uns hier auf die Suche nach abgestoßenem Geweih. Ich hatte zu wenig Geduld, Stefan aber kam nach 30 Minuten mit gleich zwei Stück zurück! Unseren Fund packten wir glücklich ein, ein Andenken an Lappland hatten wir damit gesichert.

Auf dem Kungsleden in Richtung Sälke
Auf dem Kungsleden in Richtung Sälke
Auf dem Kungsleden in Richtung Sälke
Auf dem Kungsleden in Richtung Sälke
Der Fund von Rentier Geweihen sorgte für große Freude
Der Fund von Rentier Geweihen sorgte für große Freude

Der Ankunft in Sälke haben wir außergewöhnlich schön in Erinnerung. Es ist nicht verwunderlich, dass die Hütte zu den 10 schönsten Bergstationen in Schweden gezählt wird. Sie bietet eine kleine Einkaufsmöglichkeit und eine Sauna. Einen Platz für unser Zelt mussten wir nicht lange suchen. Wir schlugen es gleich hinter der Hütte am Bach auf und erkundeten noch bis Sonnenuntergang die Umgebung – sicher einer der schönsten Orte die wir bisher besuchen durften.

Zeltplatz bei Sälke
Unserer Zeltplatz bei Sälke
Sälke
Sälke
Auf dem Kungsleden in der Nähe von Sälke
Auf dem Kungsleden in der Nähe von Sälke
Unser Abendessen am Zeltplatz auf dem Kungsleden
Unser Abendessen am Zeltplatz

Am nächsten Tag hatten wir die vermeintlich größte Anstrengung der Tour vor uns. Der höchste Punkt, der Tjäktja Pass in 1100 Meter Höhe, musste überquert werden. Lange Zeit ist diese Etappe einfach zu begehen, die Steigung ist nur moderat. Lediglich auf einem letzten Abschnitt vor dem Pass geht es steil bergauf. Oben angekommen, gibt es als Belohnung eine grandiose Aussicht auf den zurückgelegten Weg. Wir haben hier eine Pause gemacht um den Blick und die warme Mittagssonne zu genießen.

Tjäkta Pass
Tjäktja Pass
Blick zurück vom Tjäktja Pass
Blick zurück vom Tjäktja Pass

Bei schlechtem Wetter könnte der Weg vom Pass bis zur Tjäktja Hütte unangenehm sein. Es geht über Wurzeln und Steine, die Aussichten sind zudem nicht mehr überwältigend wie zuvor. An der Tjäktja Hütte nützen viele die Gelegenheit um unter dem Wasserfall zu baden. Die Hütte hat den Nachteil, dass die Sonne sich ziemlich früh hinter dem Berg versteckt so dass wir uns entschieden noch etwas weiter zu gehen. Circa 2 km abwärts fanden wir einen wunderschönen Übernachtungsplatz und genossen noch lange die Sonne. Als wir am Morgen wachen wurden, standen neben unserem Zelt mehrere Renntiere – was für ein Erlebnis!

Unsere Zeltplatz bei Tjäktja auf dem Kungsleden
Unser Zeltplatz bei Tjäktja
Bei Tjäktja
Bei Tjäktja

Der Weg von Tjäktja führt durch flaches, grünes Gelände. Man läuft am Fluss entlang und sieht bald schon in der Ferne das nächste Ziel – die Alesjaure Hütte. Die Hütte liegt auf der Südseite des Sees und bietet tolle Ausblicke. Hier hatten wir abermals Glück und konnten dies bei strahlendem Sonnenschein geniessen. Auf der gegenüberliegenden Uferseite von Alesjaure sieht man eine Samisiedlung und angrenzend das Sommerweideland für die Renntiere.

Auf der Kungsleden nach Alesjaure
Auf der Kungsleden nach Alesjaure
Auf der Kungsleden nach Alesjaure
Auf der Kungsleden nach Alesjaure
Ausblick auf Alesjaure
Ausblick auf Alesjaure

Bei der Hütte gibt es mehrere Zeltplätze, wir sind jedoch nach kurzer Rast weiter gegangen, insbesondere da die folgende Etappe die längste der Route ist. Nach 2-3 Kilometer fanden wir ohne Probleme einen geeigneten Zeltplatz.

Der Abschnitt zwischen Alesjaure und Kieron kam uns tatsächlich lang vor. Die 17 km lange Strecke führt zunächst am See entlang. Hier sollte man sich auf der linken Seite halten, sonst muss man am Ende des Sees strömendes Gewässer durchqueren. Dies könnte unter bestimmten Bedingungen schwierig sein. Kurz vor dem Rentiergehege sollte man die Wasserflaschen auffüllen, denn für lange Zeit ist dies die letzte Möglichkeit. Nachdem man den Berg Kartinvare hinter sich gelassen hat, beginnt der Abisko National Park. Direkt an der Grenze des Nationalparks gibt es mehrere schöne Zeltmöglichkeiten. Im Park ist Zelten verboten, daher kann man nur hier oder an den Hütten (in Kieron und Abisko) nächtigen. Die Hütte Kieron liegt an einem Fluß, der vor der Hütte einen See ausbildet. Es gibt sogar einen kleinen Strand, den wir in Verbindung mit der Sauna nutzten – Pflichtprogramm!

Auf dem Kungsleden nach Kieron
Auf dem Kungsleden nach Kieron
Nationapark Abisko
Nationalpark Abisko
Nationalpark Abisko
Nationalpark Abisko
Vorbereitung der Sauna in Kieron auf dem Kungsleden
Vorbereitung der Sauna in Kieron

Der schönste Platz in Kieron war für uns auf dem Felsen direkt hinter der Brücke über die Siellajäkka.

Brücke in der Nähe der Hütte in Kieron
Brücke in der Nähe der Hütte in Kieron

Die Weg nach Abisko verläuft entspannt und ist einfach zu gehen. Die Vegetation unterscheidet sich zu den vorherigen Etappen. Man passiert Birkenwald, reich an unterschiedlichen Pilzarten. Unser letzter Tag war mit etwas Regen verbunden, was uns jedoch aufgrund der unglaublichen Eindrücke der letzten Tage nicht betrüben konnte.

Auf dem Kungsleden in Richtung Abisko
Auf dem Kungsleden in Richtung Abisko
Auf dem Kungsleden in Richtung Abisko
Auf dem Kungsleden in Richtung Abisko
Erreichen des Ziels Abisko Station
Erreichen des Ziels Abisko Station

Wir entschieden uns an der Abisko Station noch am gleichen Tag mit dem Bus nach Kiruna zu fahren. Die Station schien für uns nicht interessant und zudem teuer. Unseren verbleibenden Tag in Kiruna nutzen wir, um die Umgebung zu erkunden und die die Stadt kennen zu lernen. Nach Hause flogen wir mit bleibenden Eindrücken – einer der letzten: Ein Parkplatz für Hundeschlitten am Flughafen – Kein Spass!

Vielleicht auch deshalb, träume ich von einem Besuch Nordskandinaviens im Winter.

3 Comments

  1. Toller Bericht. Ich habe dieses Jahr den Fjällräven Classic gemacht und bin auch diese Strecke gewandert. Es war eines der schönsten Erlebnisse. Ich bin gerade dabei meinen Blog dazu zu schreiben und bin dabei auf euren Bericht gestossen. Vielen Dank für den tollen Bericht und die schönen Fotos.

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