//
5 mins read

Peaks of the Balkans

Das Prokletije, aus dem serbisch-kyrillischen übersetzt verwunschene Berge, ist ein Gebirgsmassiv im östlichen Montenegro, westlichen Kosovo und in Nordalbanien. Hier verläuft der 190km lange Peaks of the Balkans Fernwanderweg, welcher uns unglaublich viele schöne Erinnerungen geschenkt hat.

Route des Peaks of the Balkans Fernwanderwegs
Route des Peaks of the Balkans Fernwanderwegs

Wir sind nach Pristina mit dem Flugzeug angereist, von dort mit dem Taxi nach Peja gefahren. In Peja haben wir noch Einkäufe getätigt und uns eine letzte Übernachtung in einem 5 Sterne Hotel gegönnt – wozu man sagen muss, dass der Standard nicht mit dem Deutschen vergleichbar ist. Trotzdem hatten wir sehr positive erste Eindrucke und die Unsicherheit, mit der wir angereist sind war schnell verabschiedet.

Blick auf der Fluss Bistrica aus dem Hotel Dukagjini, Peja, Kosovo
Blick auf der Fluss Bistrica aus dem Hotel Dukagjini, Peja, Kosovo

Am nächsten Tag starteten wir unsere Peaks of the Balkans Wanderung. Wir fuhren mit dem Taxi zu unserem Startpunkt bei Rugova Camp. Vor uns hatten wir eine 190km Wegstrecke mit ca. 9900 m Höhenmeter und geplanten 10 Übernachtungen im Zelt. Dem entsprechend schwer waren unsere Rücksäcke mit den notwendigen Klamotten, Schlafsäcken und Essen für zwei Personen.

Die ersten Kilometer Richtung Pepaj verlaufen sehr gut. Wir genießen die Sonne, die Einsamkeit und lassen uns beeindrucken von den wunderschönen, etwas wilden Bergen. Auf unserem Weg finden wir ein Skelett mit großen Zähnen. Wir nehmen den größten als Erinnerung mit. In diesem Moment erinnern wir uns, dass wir uns in einem Gebiet bewegen, in dem es noch viele Wildtiere gibt. In den Prokletije leben ca. 400 Wölfe und 200 Bären, welche eine reale Gefahr darstellen. Auch auf Schlangen sollte man achten, da hier in den Bergen die giftigsten Europas vorkommen. Zum Glück haben wir nur davon gehört.

Fund auf der Wegstrecke, Kosovo
Fund auf der Wegstrecke, Kosovo

Zum Abschluss des Tages suchen wir uns eine schöne Wiese aus. Wir liegen in der Sonne, entspannen die Beine und bewundern die Ausblicke. Wir können immer noch nicht ganz glauben, dass wir in Kosovo sind – ein Land, dem viele eher noch mit Vorsicht begegnen.

In der Nacht wachen wir erschrocken auf, als ein großes Tier mit hohem Tempo unmittelbar an unserem Zelt vorbei rennt. Vermutlich war es lediglich ein Reh, sicher sind wir aber uns nicht.

Vorbereitung des Abendessens, Reke e Allages
Vorbereitung des Abendessens, Reke e Allages

Die kommenden Tage verlaufen ruhig auf dem Peaks of the Balkans. Wir treffen so gut wie Niemanden auf unsere Strecke.

Die Wege sind teilweise nicht markiert und die Route nicht immer intuitiv. Eine GPS Gerät ist daher auf dem Peaks of the Balkans zwingend erforderlich, wenn man ohne Führer gehen will.

Die Tage sind lang. Wir laufen ca. 20-25 km am Tag und etliche Höhenmeter. Wir nehmen uns die dafür erforderliche Zeit und machen uns kein Stress.

Die Szenerie ist abwechslungsreich von dramatischen Karstlandschaften über dichte Nadelwälder bis zu vulkanischen Urgestein und Gletscherseen. Unsere Augen erfreuen sich an schönen Wiesen, der Blumenvielfalt und glasklaren Flüssen und Seen.

Dreljsko Jezero, Kleiner Bergsee auf einer Höhe von 1811 m, Kosovo
Dreljsko Jezero, Kleiner Bergsee auf einer Höhe von 1811 m, Kosovo
Schneefelder auf dem Peaks of the Balkans Fernwanderweg im Juni
Schneefelder auf unsere Strecke (Juni)
Peaks of the Balkans - Nahe Montenegro, Kosovo
Nahe Montenegro, Kosovo
Peaks of the Balkans - An der Grenze zu Montenegro, Kosovo
An der Grenze zu Montenegro, Kosovo
Peaks of the Balkans - Aussichten auf der Strecke, Montenegro
Aussichten auf der Strecke, Montenegro
Über steinige Strecke nach Theth, Albanien
Über steinige Strecke zum Zielpunkt Theth, Albanien

Nach ein paar Tagen erreichen wir Plav, eine Kleinstadt in Montenegro. Die Stadt begrüßt uns von weitem mit einem unglaublichen Blick auf den Plavsko Jezero. Dieser See war lange Zeit als der größte Gletschersee des Balkans bekannt. Neuere Forschung geht aber davon aus, dass er anders entstanden sein muss, da die Gletscher wohl nie so weit vorgestoßen sind.

Peaks of the Balkans in Richtung Plav, Montenegro
Es geht Richtung Plav, Montenegro

Die Stadt bleibt uns besonders schön in Erinnerung, obwohl wir sie eigentlich nur aufgrund der Grenzübertrittsformalitäten aufsuchten.

Wir stellen fest, dass es die hiesige Bürokratie dem Wanderer nicht gerade leicht macht. Die Polizei spricht kein Englisch und die Öffnungszeiten von Institutionen sind nicht zu erfahren. Trotz hoher Anzahl von Beamten auf der Straße kann uns keiner genau sagen, wo wir hingehen sollen. Wir werden von einem Gebäude zum Anderen geschickt. Dort ist unklar, welche Dokumente wir zur Protokollierung des Grenzübertritts ausfüllen sollen. Wir können am ersten Tag die Angelegenheit nicht klären.

Mit verbleibender Hoffnung am nächsten Tag erfolgreich sein, entscheiden wir uns für eine Übernachtung im Hotel Kula Damjanowa, direkt am See gelegen. Wir lassen dort angekommen, unsere Kleidung waschen und essen erstmals wieder normal. Die Portionen, welche wir serviert bekommen sind riesig und extrem lecker! Wir können dieses Hotel empfehlen.

Am nächsten Tag haben wir nochmals erfolglos die Polizei aufgesucht sind dann aber unverrichteter Dinge weitergelaufen ohne die Konsequenzen vollumfassend zu bedenken – ein fehlender Einreisestempel kann bei der Ausreise in ein Drittland Schwierigkeiten zur Folge haben.

Theth, Albanien auf dem Peaks of the Ballkans Fernwanderweg
Theth, Albanien

Immer wieder laufen wir durch isolierte Dörfer auf dem Peaks of the Balkans, in denen, fern der Städte, seit Jahrhunderten die Bergbauern leben. So erleben wir die albanische Gastfreundschaft und erfahren etwas über deren Tradition. Am schönsten in Erinnerung bleibt uns das malerische Dorf Theth.

In Theth konnten wir das einfache und gleichzeitig so wunderbare Leben der Bewohner beobachten und sogar daran teilnehmen. Wir wurden empfangen wie Familie, welche man lange Zeit nicht gesehen hat. Für uns wurde gekocht und am Tisch mit uns gegessen. Wir haben uns sehr wohl gefühlt. Dieses Gefühl in Verbindung mit der wunderschönen, unberührten Natur bleibt uns unvergessen!

Kurz vor Theth, Albanien auf dem Peaks of the Ballkans Fernwanderweg
Kurz vor Theth, Albanien
Theth, Albanien auf dem Peaks of the Ballkans Fernwanderweg
Theth, Albanien
Blick auf das Dorf Theth, Albanien auf dem Peaks of the Ballkans Fernwanderweg
Blick auf das Dorf Theth, Albanien
In einer Kulla - wehrhafter Wohnturm (regionale Bauform in Nord-Albanien)
In einer Kulla – wehrhafter Wohnturm (regionale Bauform in Nord-Albanien)
Blick auf Dorf Theth, Albanien
Blick auf Dorf Theth, Albanien

Theth liegt im Trogtal und ist von mehreren hohen Zweitausendern umgegeben – ein impossanter Eindruck. In den Wintermonaten ist das Dorf von der Welt abgeschnitten und eigentlich nicht zu erreichen. Aus diesem Grund haben die meiste Bewohner Theth verlassen. Geschätzt leben dort 80 Menschen, die sich selbst versorgen müssen. Schulen und medizinische Einrichtungen sind geschlossen. Es gibt keinen Laden und die zwei existierenden Straßen sind in schlechtem Zustand und kaum befahrbar.

Eine Fahrt auf diesen Straßen durften wir erleben. Sie zählt im Moment zu unseren aufregendsten Reiseerfahrungen. Mit einem mindestens 30-jährigen, 12-sitzigen Mercedes Benz T1 Bus fuhren wir mit insgesamt 19 Personen die unasphaltierte Straße über den 1630 m hohen Terthorja-Pass. Die Fahrt auf der fahrzeugbreiten Schotterpiste an der Felswand entlang war absolut abenteuerlich. Für die 70km von Theth nach Shkodra benötigten wir 4,5 Stunden.

Fahrt mit dem Bus ab Theth, Albanien
Als wir die asphaltierte Straße endlich erreicht haben, gab es als alle erste eine Bierpause für alle, für den Fahrer auch!

Das war das Letzte was wir in den Verwunschenen Bergen erlebt haben. Leider mussten wir aufgrund mehrerer Schwielen an Stefans Füßen die Wanderung abkürzen. Wir sind somit in 10 Tagen ca. 120km gelaufen und mit wunderschönen Erfahrungen zurück nach Hause geflogen.

Tipps und Tricks:

  • Die beste Reisezeit für die Peaks of the Balkans ist von Mitte Juni bis Mitte September, ansonsten sollte man für kalte Nächte und das Wandern in Schnee vorbereitet sein
  • Genug Proviant muss mitgenommen werden, das es auf der Strecke schwierig ist seine Vorräte aufzufüllen (nur in Plav möglich)
  • Wasserdesinfektionstabletten sind empfehlenswert
  • Grenzübergangsdokumente sind soweit möglich im Voraus zu beantragen, ansonsten kann es zu Schwierigkeiten auf der Rückreise kommen
  • Die Route ist nicht ausreichend gut markiert, daher sollte man ein GPS Gerät mit der Route und entsprechendem Kartenmaterial mit sich führen
  • Es existiert keine Bergrettung und es ist weitestgehend kein Mobilfunknetz verfügbar
  • In den Bergen leben viele Wildtiere. Um ein unerwartetes Treffen mit einem Bär, o.ä. zu vermeiden, sollte mein sein Zelt nicht am Wasser aufstellen (Futterstelle) und seine Nahrung entfernt vom Zelt und den Tieren möglichst unzugänglich aufbewahren.

Obwohl es ein paar Themen zu beachten gilt und die Vorbereitung der Wanderung etwas kompliziert erscheint, ist sie es wert. Die wilden und so wenig bekannten Berge des Balkans zu erleben ist wunderbar.

Wir wünschen allen unerschrockenen Wanderern viel Freude in den Prokletije.

1 Comment

Schreibe einen Kommentar

Your email address will not be published.

Latest from Blog

Cardamom Tented Camp

Das Cardamom Tented Camp ist eine umweltfreundliche Lodge inmitten der beeindruckenden Cardamom Mountains in Kambodscha. Sie