Bergen, am Hafen
Bergen, am Hafen
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Norwegen, ein Land der Superlative

Ein lange gehegter Traum von mir war es Norwegen zu bereisen, lediglich fehlt mir dazu lange Zeit der passende Partner. Bereits meine Großeltern hatten sich in Skandinavien derart verliebt, dass sie dort unzählige Male zurückkehrten, bereits in den siebziger Jahren fuhren sie in ihrem einfachen Auto bis ans Nordkap. Gemeinsam mit Justyna war nun die Gelegenheit zu dieser Reise gekommen. Es fiel mir nicht schwer sie mit Landschaftsbildern tiefblauer Fjorde und saftig grüner Wiesenlandschaften kontrastiert durch massive, schneedurchsetzte Bergformationen von diesem Abenteuer zu überzeugen. Gemeinsam wollten wir diese Land kennen lernen und in diese Natur mit allen unseren Sinne eintauchen.

Norwegen bereist man, sofern möglich mit dem eigenen Auto. Die Straßen habe eine ausgezeichneten Zustand. Die Fährverbindungens sind sehr gut ausgebaut. Wir hatten unser Auto (Skoda Ocatvia Kombi) mit Campinausrüsten (2 Mann-Zelt, selbstaufblasende Schlafmatten, (Daunen-) Schlafsäcken, Kocher und Kochzubehör), unseren Mountainbikes sowie Proviant für 2-3 Wochen gepackt und machten uns Mitte Mai auf den Weg in dieses Abenteuer.

Unsere Anreise führte uns über Hamburg, Hirtshals und schlußendlich auf dem Schiffsweg nach Bergen. Die Kosten für die Fähre betrug ca. 200€, zuletzt gab es aber auch Angebote bei Fjord Line für 123€ (Autopacket mit Ruhesesseln). Ruhesessel sind nicht unbedingt erfoderlich, da es viele Sitzmöglichekeiten auf der Fähre gibt und sie zum andern eh nur eingeschränkt zum Schlafen taugen. Manch Reisender legt sich mit seinem Schlafsack einfach auf den Boden (Teppich).

Bergen liegt relativ geschützt an den inneren Buchten des Byfjords und ist von sieben Fjellhöhen umgeben. Die hohen Berge direkt an der Küste bewirken, dass sich tiefhängende Wolken häufig über Bergen entladen und dem Ort eine der höchsten Niederschlagsmengen Norwegens bescheren. Allerdings hatten wir großes Glück mit dem Wetter und ein paar sehr schöne Tage zum Auftakt unserer Reise erlebt.
Unerwarteter Weise war Bergen der einzige Punkt an dem wir unser Mountainbikes genutzt haben. Die Tour auf den Ulriken (632m), vorbei am Aussichtspunkt Fløyen war dafür lohnenswert. Sehr schnell kann man das städtische Treiben verlassen und gelangt in die Natur. Viele Norweger wissen das zu schätzen, wir haben verhältnismäßig viele Menschen getroffen die joggen, Rad fahren oder spazieren – das in vielen Fällen mit der ganzen Familie!

Bergen - Aussichtspunkt Fløyen, 320 m
Bergen – Aussichtspunkt Fløyen, 320 m
Bergen, am Hafen
Bergen, am Hafen
Die wunderschöne Stadt Bergen
Die wunderschöne Stadt Bergen
Die wunderschöne Stadt Bergen
Die wunderschöne Stadt Bergen

Die Stabkirche Borgund ist eine lohnenswerte Atraktion. Nicht nur die Kirche an sich, eines der ältesten Holzgebäude Europas, sondern auch die Umgebung lohnen zur Besichtigung.
Wir empfehlen die kleine ausgeschilderte Rundwanderung auf den Sverrestigen und den Vindhellavegen. Die Sverrestigen ist ein alter Pfad, der bereits um 950 n.Chr. angelegt wurde. Laut eines alten Gesetzestextes wurde damals verfügt, daß dieser Weg so breit sein soll wie ein Speer lang ist. Die umliegenden Bauern hatten dafür zu sorgen, daß der Weg in gutem Zustand ist. Nach einer Sage soll König Sverre hier 1177 auf seinem Pferd entlang geritten sein. Der Vindhellavegen wurde  1790 als Teil des ehemaligen Postwegs zwischen Oslo und Bergen angelegt. Die beeindruckenden Serpentinen, aus trocken (ohne Mörtel) aufgeschichtetem Mauerwerk, stammen jedoch aus dem Jahre 1843, als der Vindhellavegen umgebaut wurde. Die Runde ist ca. 6km lang (250hm) und kann in ca. 1-2 gelaufen werden.

Der Campingplatz Steinklepp, nahe Borgund ist zu empfehlen, er liegt schön am Fluss, ist sauber und günstig. Wir haben dort gezeltet.

Stabkirche Borgund
Stabkirche Borgund
Vindhellavegen, nahe Borgund
Vindhellavegen, nahe Borgund
Grillen in Øvre Årdal am Fjord an einer öffentliche Grillstelle
Grillen in Øvre Årdal am Fjord an einer öffentliche Grillstelle

In den Nationapark Jotunheimen sind wir ausgerüstet für drei Tage einfach darauf losgelaufen. Ausgehend von  Øvre Årdal kann man flussaufwärts noch etwas Weg mit dem Auto zurücklegen, bevor man es an einem Wanderparkplatz kurz vor dem Wasserfall stehen lässt. Am Eingang des Nationanparks gibt es Karten zur Orientierung. Ein gut beschildertes und vielbeschriebenes Ziel ist der Vettisfossen, ein besonders hoher Wasserfall. Wir gingen weiter bis zu einer idylisch gelegenen Ansammlung von kleineren Hütten, an der wir ausgiebig Rast machten. Das Schöne an Trekking mit dem Zelt ist, dass man bleiben kann wo es einem gefällt. Das Jedermannsrecht erlaubt es, in der gesamten Region zu Zelten, zu Angeln und Beeren zu pflücken.

Wir drangen danach noch weiter vor, bis zu einer bewirtschafteten Hütte mit Schlafplätzen, die zu diesem Zeitpunkt des Jahres jedoch noch unbewohnt war. Spätestens da mussten wir feststellen, dass es für norwegische Verhältnisse noch recht früh im Jahr war. Bereits zuvor mussten wir einige Schneefelder überqueren, die jedoch aufgrund mäßiger Steilheit gut zu bewältigen waren. An diesem Ort bereiteten wir unser Nachtlager vor. Unbeeindruckt der Situation, dass es bereits nach Mitternacht war, haben wir dennoch gegessen bevor wir uns sehr müde in unser Schlafsäcke verkrochen.

Aufgrund diesen langen ersten Tages haben wir es danach geruhsamer angehen lassen und vielmehr herrlich warmes Wetter in atemberaubend schöner Landschaft genossen.In den ganzen drei Tagen begegneten wir nur einer älteren Dame die sich vor einer ihrer Holzhütten sonnte.

Im Jotunheimen Nationalpark
Im Jotunheimen Nationalpark

Dieses kleine Trekking Abenteuer hat uns ein tolles Naturerlebnis erföffnet und uns bestärkt, weiterhin einfach mutig darauf los zu gehen und auszutesten was möglich ist. Nebenbei gesagt, sind wir in den ganzen drei Tagen nur einem Menschen begegnet, einer älteren Dame die sich vor einer ihrer Holzhütten sonnte.

Im Jotunheimen Nationalpark
Im Jotunheimen Nationalpark
Im Jotunheimen Nationalpark
Im Jotunheimen Nationalpark
Im Jotunheimen Nationalpark
Im Jotunheimen Nationalpark
Im Jotunheimen Nationalpark
Im Jotunheimen Nationalpark
See im Jotunheimen Nationalpark
See im Jotunheimen Nationalpark
Eiskalt baden im Im Jotunheimen Nationalpark
Eiskalt baden im Im Jotunheimen Nationalpark

Der Briksdalsbreen Gletscher ist ein touristisch hochfrequentierter Anlaufpunkt für die auf der Hurtigruten Reisenden. Trotzdem ist der Blick darauf beeindruckend in der Vorstellung welche Ausdehnung dieses Massiv dahinter hat. Der Briksdalsbreen ist eine der westlichen Gletscherzungen des größten Festlandsgletschers Europas, dem Jostedalsbreen der eine Fläche von ca. 486 km² aufweist. Sein Eis ist bis zu 400 m dick und seine höchste Erhebung liegt bei 1.950 m. Der Fußweg zum Gletschersee am Fuße der Gletscherzunge ist ohne große Anstrengung in weniger als einer Stunde zu erreichen.

Nahe dem Gletscher gibt es mehrere Campinplätze, wir haben uns für einen sehr kleinen entschieden oberhalb des unteren Oldevatnet-Sees.

Camping nahe des Briksdalsbreen Gletschers
Camping nahe des Briksdalsbreen Gletschers
Briksdalsbreen Gletscher
Briksdalsbreen Gletscher

Sehr empfehlen können wir die Einfahrt in den Geiranger Fjord auf der Fähre von Hellesyslt aus. Die Fahrt mit PKW kostet ca. 60€.

Vor rund 2,5 Mio. Jahren schürften Flüsse tiefe Kerbtäler entlang geologischer Schwachstellen aus. Die Fjorde dieser Gegend entstanden, als die Gletscher der Quartäreiszeit diese Täler zu großen Trogtälern, mit außergewöhnlich hohen und steilen Felswänden formten, in denen sich nach dem Ende der Eiszeit Meerwasser ansammelte. An den steilen Abhängen des Fjords sind noch einige, heute verlassene, Bauernhöfe, teils in schwindelerregender Höhe, zu sehen, welche meist an vor Schnee- und Steinlawinen sicheren Orten erbaut wurden. Manche der heute teilweise restaurierten Gehöfte und Almhütten waren früher nur über Leitern zugänglich. Dennoch lohnte sich die Landwirtschaft damals in dieser Gegend, da durch das milde Klima mit (im Sommer) fast 24 Stunden Sonneneinstrahlung am Fjord sogar südländische Früchte, wie Aprikosen, geerntet werden konnten.

Geiranger Fjord
Geiranger Fjord

Die Trollstigen sind eine der bekanntesten Touristenstrecken in Norwegen. Der Streckenabschnitt vom Norddalsfjord in Richtung Åndalsnes ist aber auch besonders, er führt zuerst über den Stigfossen, einen eindrucksvoll rauschenden Wasserfall, der auf die außergewöhnliche Landschaft einstimmt, bevor man die eigentlichen Trollstigen ca. 20km vor Åndalsnes erreicht. Den Beginn der Strecke, die in 11 Haarnadelkurven ca. 450m hinabführt markiert ein Aussichtspunkt, dem Utsikten von welchem man den gesamten Streckenverlauf überblicken kann. Achtung: Die Strecke ist witterungsbedingt nur im Sommer geöffnet und kann von etwa Mitte Mai oder Anfang Juni bis Ende September befahren werden.

Trollstigen - Utsikten
Trollstigen – Utsikten
Trollstigen
Trollstigenv
Der Atlantik nahe Kristiansund
Der Atlantik nahe Kristiansund
Die Atlantic-Road
Die Atlantic-Road

Nahe Gjora, gefühlt leider bereits ein bischen auf dem Heimweg, haben wir ebenfalls wunderschöne Plätze entdecken können. Nachdem wir bei der Atlantic-Road endlich Erfolg hatten Fisch zu fangen, haben wir uns gefreut auf ein Grillstelle nahe dem Fluß. Hier wird man geradezu eingeladen zu einer Trekkig Tour in den naheglegen Innderadalen Nationalpark, leider ging uns dazu etwas die Zeit aus.

Grillstelle und Nachtlager nahe Gjora
Grillstelle und Nachtlager nahe Gjora
Zubereitung selbst gefangenen Fischs
Zubereitung selbst gefangenen Fischs
Königliches Natur Dinner
Königliches Natur Dinner
Landschaft nahe Lillehammer
Landschaft nahe Lillehammerv

Über Lillehammer, wo wir eigentlich Mountainbiken wollten, fuhren wir in Richtung Göteburg. In diesem Reiseabschnitt waren wir konfrontiert mit richtig kalten Temperaturen (tagsüber bis nahe °0C) und nasser Kälte, so dass wir es vorzogen nach Süden zu kommen. Im Nachhinein hätten wir etwas auf die Zähne beisen sollen und dieses Land noch ein paar Tage auskosten sollen. Wir sind aber nicht das letzte Mal hier gewesen, so dass wir das verschmerzen können.

Trotz unendlich vieler schöner Eindrücke sind wir uns bewusst, dass wir nur einen sehr kleinen Ausschnitt dieses außergewöhnlichen Landes gesehen habe. Bereits dieses Jahr wollen wir wiederkommen und Lappland erkunden.

1 Comment

  1. Norwegen ist einfach traumhaft – selbst für Trekking nicht ganz günstig, aber man wird dafür durch unglaublich viele Sinneseindrücke und eine große Vielfältigkeit von Natur und Landschaft belohnt. Ich will da auch wieder hin… 🙂

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